Ein Seminar der Sonderklasse

„Schauspiel Baurechtsanwalt“ ist ein neues Veranstaltungsformat, das die ARGE Baurecht exklusiv für Mitglieder anbietet. Nach erfolgreicher Premiere in 2018 gab es nun eine Neuauflage des Seminars: am 5. und 6. Juni 2020, wie beim ersten Mal wieder in Berlin. Und auch dieses Mal kam das Format sehr gut an. Rechtsanwalt Udo Henke war mit von der Partie und berichtet von einem Seminar der Sonderklasse.

Beinahe hätte das „Schauspiel Baurechtsanwalt“ nicht stattgefunden. Aufgrund der coronabedingten Einschränkungen ab März war zwischenzeitlich unklar, ob das Format durchführbar ist. Folgerichtig stoppte die ARGE Baurecht weitere geplante Werbemaßnahmen. Zum Glück waren zu dem Zeitpunkt bereits elf Teilnehmer angemeldet – von denen am Ende nur zwei stornierten. Für den DAV war es nach dem Shutdown eine der ersten Präsenzveranstaltungen.

Was war das Konzept?

Das Seminar fand unter der Leitung von Prof. Michael Keller und Schauspiel-Coach Tobias Schulze statt, die das Format im Austausch mit der ARGE Baurecht auf die Besonderheiten des Rechtsgebiets ausrichteten. Die Teilnahme bedeutete konzentrierte Arbeit aber auch spannende Unterhaltung. Beide Tage waren randvoll mit Information, Kommunikation und praktischen Übungen, immer begleitet von ausgefeilter theoretischer Einordnung.

Einen Schwerpunkt legten die Referenten darauf, Kommunikation nicht nur als verbale Interaktion zu betrachten. Kommunikation erfolgt in fast allen Lebensbereichen – auch in Baurechtsprozessen und in der Kommunikation mit Baubeteiligten – ganz überwiegend nonverbal: durch Gestik, durch Haltung, durch Mimik und vor allem durch klare, in sich stimmige Botschaften. Der Empfänger oder die Empfängerin sollte den Referenten zufolge stets im Mittelpunkt einer Kommunikation stehen. Ihm oder ihr gilt es, sich mit voller Aufmerksamkeit zuzuwenden.

Wie komme ich beim Anderen an?

Einen Raum mit einem Dutzend Kolleginnen und Kollegen zu betreten, sich selbst in diesem Raum vor der Gruppe optimal positioniert und positiv zu präsentieren und dann eine wichtige persönliche Stärke mit einem Satz darzustellen – das ist keineswegs so banal wie es sich anhört. Einen solchen Auftritt kann man/frau aber trainieren: „Bitte kommen Sie noch mal rein!“, war ein häufig gehörter Satz der Referenten bei den praktischen Übungen. Nach mehrfachen Versuchen wirkte der Auftritt dann in der Regel stärker, wurde deutlicher wahrgenommen und überzeugte auch mehr.

In intensiven Übungen wurden viele Aspekte der eigenen Präsentation trainiert: Emotionalität, innere Ruhe, Verbindlichkeit des Tuns, Zielstrebigkeit, Teamorientierung, Humor, Empathie, Toleranz.

Zuwendung war ein durchgehender Schlüsselbegriff für verschiedene Übungen. Es ging um die Körperhaltung und die innere, echte Zuwendung zum Gegenüber, um das verbal, gestisch und emotional unterstützte „Zielen“ auf den oder die Empfänger einer Botschaft. Wie wirksam diese Facetten für die Kommunikation sind, war für manche Teilnehmer eine neue und wertvolle Erkenntnis.

Voller Einsatz für Teilnehmende und Trainern

Emotional, oft mit vollem körperlichen Einsatz, häufig reaktionsschnell, immer mit voller Aufmerksamkeit und auf den Augenblick fokussiert, erlebten die Teilnehmenden zwei außergewöhnliche und für alle herausfordernde Seminartage. Verstecken war nicht möglich. Etwas Mut und Selbstvertrauen haben, war von Vorteil. Alle gingen achtsam und rücksichtsvoll miteinander um.

Prof. Michael Keller und Tobias Schulze, anerkannte Schauspieler-Ausbilder an der sehr renommierten Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin, sind echte Profis. Ihre Lockerheit war erfrischend. Ihre strenge Konzentration in Theorie und Praxis ein starker Kontrast dazu, voller Engagement, Tatkraft und sehr viel Erfahrung. Allerdings: Zwei Referenten auf neun Teilnehmende schaffen schon ein optimales Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern.

Fortsetzung? Ja, bitte!

Am Ende des Seminars, das eigentlich ein echter Workshop war, verabschiedeten sich die „Schauspielschüler“ mit einer Fülle neuer Eindrücke und wertvoller Erfahrungen voneinander. Die Mehrzahl äußerte einen klaren Wunsch: Fortsetzung bitte!

Der Vorstand der ARGE Baurecht sollten daher über eine langfristige Etablierung des erfolgreichen Seminarkonzepts nachdenken. Ohne die zwar nötigen, aber lästigen Kontaktbeschränkungen im Umgang miteinander dürfte eine Neuauflage noch vielseitiger und bereichernder ausfallen.

Für alle, die einen subjektiven Gesamteindruck im aktuellen „Bewertungssprech“ möchten: „Ja, ich würde den Besuch des Seminars mit den beiden Schauspiel-Trainern uneingeschränkt auch Freunden weiterempfehlen.“

 


 

Die Evaluation der Veranstaltung bestätigt die Einschätzung des Autors:

  • 86 Prozent der Teilnehmer bewerteten die Veranstaltung mit mindestens 8 von 10 Punkten als sehr gut; kein Teilnehmer vergab weniger als 7 Punkte.
  • 85 Prozent der Teilnehmer bewerteten die Dozenten, ebenso wie die vermittelten Inhalte mit mindestens 8 von 10 Punkten als sehr gut.
  • Alle Teilnehmer würden das Seminar weiterempfehlen, davon 83 Prozent auf jeden Fall, 17 Prozent wahrscheinlich.
  • Alle Seminarteilnehmer haben Interesse an einer Fortsetzungsveranstaltung.
  • Es besteht der Wunsch nach einem (noch) eindeutigeren / höheren Baurechts- und Praxisbezug des Seminars.

 


 

Rechtsanwalt Udo Henke

Geschäftsführer DAV Berlin