Herr Professor Keller, bevor wir zu den Inhalten kommen: Kann das Seminar wegen der Corona-Pandemie überhaupt stattfinden? Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um das zu gewährleisten?
Ja, wir gehen derzeit davon aus, dass das Seminar stattfinden kann. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die heute in Berlin geltenden Beschränkungen weiter gelockert werden. Das deutet sich bereits an und wir sind hoffnungsfroh. Selbstverständlich werden wir uns an die gebotenen Hygiene-Standards und Abstandsregeln halten. Auch inhaltlich haben wir uns auf die spezielle Situation ausgerichtet und das Konzept des Seminars so angepasst, dass es nun als „Corona-konform“ gelten kann.
Das Seminar findet in der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin statt, die zurzeit geschlossen ist. Was passiert, wenn das Gebäude weiterhin geschlossen bleibt?
Mit diesem Szenario müssen wir rechnen, wenn wir auch derzeit davon ausgehen, dass die Hochschule im Juni wieder geöffnet sein wird. Dennoch arbeiten wir gerade an einem „Plan B“ was die Räumlichkeiten angeht. Wir werden also auf jeden Fall einen gut geeigneten Ort in Berlin-Mitte zur Verfügung haben. Alle angemeldeten Teilnehmer halten wir dazu über den Veranstalter auf dem Laufenden.
Warum sollten gestandene Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte an dem Seminar teilnehmen?
Nun, da fallen mir natürlich viele gute Gründe ein (lacht). Wir untersuchen beispielsweise vorhandene Verhaltensmuster, denen die meisten von uns mehr oder weniger unbewusst folgen. Wie wirke ich auf andere? Welche Signale sende ich aus? Wie reagiere ich auf Signale, die ich erhalte? Wie beeinflusse ich mein Gegenüber? Es geht darum, seine Außenwirkung am eigenen Leib zu erforschen und weitere, andere, neue Ausdrucksmöglichkeiten zu entwickeln – das ist für Berufsanfänger genauso bedeutsam wie für alte Hasen.
Was ist das Besondere an dem Seminar?
Beziehungsgestaltung ist das große Thema des Seminars. Der erste Teil ist die Beziehung zu sich selbst, der zweite Teil die Beziehung zum Partner und der dritte Teil die Beziehung zur Gruppe. Wir beschäftigen uns damit, wie ich solche Beziehungen im professionellen Umfeld gestalten kann. Dabei vermitteln wir Techniken und Methoden des Schauspiels so, dass auch andere Berufsgruppen davon profitieren können. Sprache, Ausdruck, Bewegung, das alles erzählt ja etwas und wird vom Publikum interpretiert. Schauspieler sind sich dessen bewusst. Rechtsanwälte nicht unbedingt. Im Seminar trainieren wir Sprache und Körper so einzusetzen, dass die erzielte Interpretation des eigenen Verhaltens mit den gewünschten Absichten übereinstimmt.
Wie erreichen sie das? Wie vermitteln Sie die Inhalte?
Durch praktische Übungen erforschen wir die eigene Wirkung und vor allem, wie diese verändert werden kann. Es gilt: Sprache, Stimme und Körper zu kontrollieren und bewusst einzusetzen. Praktisch und spielerisch entdecken die Teilnehmer, andere, neue Optionen, wie sie in bestimmten Situationen agieren können. Und es ist immer wieder spannend zu sehen, welche Aha-Erlebnisse die Teilnehmer erleben.
Was können Teilnehmende danach besser?
Jeder Teilnehmer wird mit einem anderen Bewusstsein für die eigene Wirkung nach Hause gehen. Wir hören immer wieder, dass Teilnehmer ihr Gegenüber anders wahrnehmen und auch anders darauf eingehen können. Das trainieren wir unter anderem mit der sogenannten „Kunst der Beobachtung“. Bei dieser Übung geht es darum, erst einmal hinzuschauen und nicht gleich zu bewerten. Das klingt zunächst unspektakulär, führt aber regelmäßig aber zu großen Erkenntnissen bei den Teilnehmern.
Herr Professor Keller, vielen Dank für das Gespräch!
Seminar „Schauspiel Baurechtsanwalt“ – exklusiv für Mitglieder der ARGE Baurecht
Termin: 5.-6. Juni 2020
Zeiten: Freitag, 10:00-18:00 Uhr und Samstag, 09:30-17:30 Uhr
Ort: Kanzlei Gansel Rechtsanwälte, Wallstr. 59 in 10179 Berlin