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Standardkarriere war gestern

Rechtsanwalt David Schwab ist Geschäftsführer einer auf Juristen spezialisierten Personalberatung. Wir sprachen mit ihm über den (Bau)Rechtsmarkt im Allgemeinen und Karriereplanung für Juristen im Besonderen. „Standardkarrieren gibt es heute kaum noch“, sagt er. „Daher ist eine individuelle und langfristige Karriereplanung, die auch private Aspekte mit einbezieht, heute unerlässlich.“ Im Gespräch verrät er, worauf Studierende, Berufseinsteiger aber auch erfahrene Juristen bei der Planung der eigenen Laufbahn achten und welche Fragen sie sich dabei stellen sollten.

Herr Schwab, wie schätzen Sie den aktuellen Rechtsmarkt ein?

Wir haben in Deutschland trotz aller Unkenrufe nach wie vor beste Voraussetzungen für Juristen. Denn insbesondere die Regularien werden immer komplexer und Unternehmen brauchen fundierte juristische Beratung, um ihre Märkte rechtssicher bearbeiten zu können. Gleichzeitig sind die Absolventenzahlen in den letzten Jahren rückläufig. Im Ergebnis haben wir also einen Bewerbermarkt. Überspitzt formuliert: Gute Absolventen können sich ihren Job im Grunde aussuchen. Daher ist es für Unternehmen und Kanzleien wichtig, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren.

Wie schaut des denn im Baurechtmarkt aus?

Da auch die Baubranche nachhaltig boomt, gibt es gerade im Bau- und Immobilienrecht einen großen Bedarf für gute Juristen. Das gilt für Deutschland, aber auch international. Ich würde den Bedarf gerade in diesem Bereich sogar als überdurchschnittlich hoch einstufen. Das mag auch damit zusammenhängen, dass das Baurecht und angrenzende Rechtsgebiete sehr komplex sind, da neben den rechtlichen auch noch die baufachlichen Aspekte wichtig sind, was gerade für Berufsanfänger eine Hürde darstellen kann. Hier ist die Zunft selbst gefragt, die ohne Zweifel vorhandene Attraktivität des Rechtsgebiet für den Nachwuchs ansprechend darzustellen.

Welche Qualitäten brauchen Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte? Und welche Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Karriere als Jurist?

Ein guter Jurist braucht ein Geschick für Sprache, eine große Sorgfalt und Genauigkeit sowie viel Fleiß und wenig Scheu vor viel Arbeit. Er oder sie muss zudem Wichtiges vom Unwichtigen unterscheiden und Sachverhalte auf den Punkt bringen können. Da Juristen immer auch mit Menschen zu tun haben, braucht es zudem auch Sozialkompetenz. Man muss kommunikativ sein und sich gut auf andere Charaktere einstellen können. Natürlich geht es dann darum, ein Gefühl für Risiken zu entwickeln und die wirtschaftlichen Aspekte eines Sachverhalts angemessen berücksichtigen zu können.

Wie sieht ein typischer Karrierestart für Juristen aus und was raten Sie Berufseinsteigern?

In der Regel führt die erste Station in eine Kanzlei. Ob das eine Großkanzlei ist oder eine mittelständische oder eine kleinere Kanzlei ist, hängt unter anderem von den persönlichen Zielen ab. Gerade am Anfang ist es wichtig, nicht einfach irgendwie zu starten, sondern erst einmal genau zu überlegen, wo es hingehen soll, welche Themen, welche Rechtsgebiete einem liegen oder interessant erscheinen. Dabei sollte auch geklärt werden, ob es einem darum geht, eine möglichst steile Karriere hinzulegen oder ob man zwar vorankommen aber auch die Work-Life-Balance nicht außer Acht lassen will. Überdies sollte man sich fragen: Was treibt mich an? Was wünsche ich mir wirklich für meine Karriere? Wo sehe ich mich langfristig? Wie kann ich mein Profil schärfen? Möchte ich international tätig sein? usw.

Welche Rolle spielen die Noten bei der Karriereplanung?

Egal, ob Sie in eine Kanzlei oder in ein Unternehmen gehen wollen: die Abschlussnoten sind auch heute noch sehr wichtig. Sobald der Einstieg gemacht ist und erste Berufserfahrungen gesammelt sind, sinkt die Bedeutung der Noten. Bedeutungslos werden sie jedoch kaum. Es gibt auch Unternehmen, die sagen ganz klar, uns kommt es auf den Typ und die Expertise an, nicht auf die Noten. Das ist aber eher selten. Daher rate ich Studierenden immer dazu, so viel Energie wie möglich in eine gute Examensvorbereitung zu stecken. Das zahlt sich langfristig aus – und mit Prädikatsexamen steigt die Chance, sich später seinen Arbeitgeber aussuchen zu können.

Was raten Sie Studierenden?

Wir empfehlen immer, das Studium, also die Praktika und später auch die Stationen im Referendariat zu nutzen, um sich möglichst breit umzuschauen und einen Eindruck von der Arbeitsweise unterschiedlicher Kanzleien und Unternehmen, aber auch unterschiedlicher Fachrichtungen zu erhalten. So bekommt man schon mal ein Gefühl dafür, wo es einen hinzieht.

Wenn Sie einem angehenden Juristen nur einen Karrieretipp geben könnten, was würden Sie sagen?

Das Wichtigste aus meiner Sicht: authentisch bleiben, sich nicht verbiegen. Nur wenn Sie sich so zeigen, wie sie sind, werden Sie im Job auf Dauer glücklich.

Herr Schwab, vielen Dank für das Gespräch!

Rechtsanwalt David Schwab ist Geschäftsführer von clients & candidates, einer auf Juristen spezialisierten deutschlandweit tätigen Personalberatung.